Bildentwurf: Stefan Lenhart
Die diesjährige Ausstellung „Halbjahresgaben“ der Tanzschuleprojects wartete mit einer visuellen Überraschung auf: Der Eingang zum Ausstellungsraum wurde mit schwarzem Molton verhängt und somit schon Hürde für das Eintreten. Hatte man den Raum betreten, stand man in völliger Dunkelheit. Plötzlich wird ein hängendes Kunstwerk für ein paar Sekunden per Spot beleuchtet, dazu erklingt Musik. Dann herrscht wieder ein paar Sekunden lang Stille und Dunkelheit. An einer anderen Stelle im Raum wird ein anderes, hängendes Kunstwerk beleuchtet. Wieder mit derselben musikalischen ‚Untermalung‘. Vorgeblich nach ‚Random‘-Prinzip ausgesuchten Kunstwerke werden nach und nach denselben Ablauf erfahren.
Organisation und Konzeption: Stefan Lenhart
In den städtischen Räumen einer ehemaligen Tanzschule, die seit Dezember 2007 als Projektraum ( Tanzschuleprojects ) genutzt werden, wurde das erste Mal 2009 das Ausstellungskonzept „ Halbjahresgaben“ realisiert. Die Halbjahresgaben nehmen Bezug auf die Jahresgaben der Kunstvereine im deutschsprachigem Raum die vor Weihnachten, im Dezember stattfinden. Die Halbjahresgaben sind als eine Art Persiflage auf die Jahresgaben zu sehen. Das Konzept der Jahresgaben, wo die eingeladenen Künstler, zu erschwinglichen Preisen Ihre Werke einreichen, wird mit dem Konzept der Halbjahresgaben konterkariert. Die Halbjahresgaben, die Ende Juli stattfinden, wo kein Weihnachtsgeld für etwaige Kunstkäufe ausbezahlt wird, findet quasi in einer „no go area“ statt, sprich im Sommerloch. Das Ausstellungskonzept der Halbjahresgaben wurde bereits zweimal (2009 – 2010) mit 24 international agierenden Künstlern realisiert. Die Anzahl von 24 ist wie ein vorgezogener Weihnachtkalender zu sehen. Ein wichtiger Teil des Konzepts der Halbjahresgaben ist die Hängung der Artefakte. Der Unterschied zu den Jahresgaben, wo man an einer Wand entlang flaniert und die eingereichten Arbeiten betrachten kann, wird bei den Halbjahresgaben, ein gehöriger Aufwand betrieben, um die Arbeiten „off the wall“ zu präsentieren. Bei den ersten Halbjahresgaben 2009 wurde eine raumfüllende Skulptur (scultura della casa) konzipiert, auf der die 24 Arbeiten der Künstler angebracht wurden. Für die Halbjahresgaben 2010 wurden schwarz, weiß, graue PVC- Platten an die Decke montiert, auf die, jeweils Vorder – und Rückseite Kunstwerke angebracht wurden. Da sich die Präsentationsform der Halbjahresgaben ständig transformieren soll, ist für die Halbjahresgaben 2011 eine visuelle Erweiterung vorgesehen. Entscheidend wird dabei ein Zusammenspiel zwischen Dunkelheit, Licht und Musik sein. In dem völlig verdunkeltem Ausstellungsraum wird ein Stück Musik, das speziell für die Situation bearbeitet wurde, zu hören sein. Nach ca. 7 Sekunden stoppt die Musik und zeitgleich beleuchtet ein Spott für ca. 4 Sekunden eine der 24 Arbeiten, die im Raum verteilt angebracht sind. Nach den ca. 4 Sekunden erlischt der Spott und die Musik beginnt dort wieder wo sie vorher endete. Alle 24 verschieden angebrachten Arbeiten werden kurz illuminiert und der Prozess beginnt von Vorne. Der Betrachter wird dazu animiert sich im Raum zu bewegen, um alle individuell angeleuchteten Artefakte wahrzunehmen. Das Zusammenspiel von Dunkelheit, Licht und Musik ist für die Ausstellungsdauer in einer Art Endlosschleife angelegt. Die Halbjahresgaben 2011 nehmen Bezug auf eine Ausstellung in der Pariser Galerie Beaux – Art (Exposition Internationale du Surrealisme ), die der französische Künstler Marcel Duchamp 1938 organisierte.
Beteiligte Künstler der Halbjahresgaben 2011 waren:
Erika Krause, Marcus Sendlinger, Emanuel Seitz, Michael Biber, Sebastian Dacey, Gotscha Gosalishvili, Lorenz Straßl, Annabelle Mehraein, Hanna Brandes, Rainer Neumeier, Linda van Spreuwen, Johannes Wende, flesh G, Veit Kowald, Daniel Man, Phillip Zaiser, Joachim Pfaller, Julia Schewalie, Martin Fengel, Benedikt Gahl, Kalin Lindena, Michael Sailstorfer, Stefanie Ullmann und Thomas Draschan.
Courtesy Tanzschule Projects, München